Kulturpalast Unterwellenborn: So soll der 70. gefeiert werden
Quelle: OTZ, 12.04.2025
Von Benjamin Hertel
FOTO: Der Kulturpalast Unterwellenborn heute. Seit 1987 ist das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.
Unterwellenborn. 70 Jahre Kulturpalast. Gefeiert werden kann nicht an Ort und Stelle. Der Verein weicht in die Gasmaschinenzentrale aus und zeigt „Teile“ aus einer großen Ressource.
FOTO: 1. Mai 1955: Der Kulturpalast Unterwellenborn wird eingeweiht. „Fürs Volk“, erklärt der Kamsdorfer Michael „Migo“ Goschütz, ehemaliger Kulturhaus- und Klubleiter. „Ulbricht kam dann im Oktober und hat ihn offiziell eröffnet, denn gebaut“, sagt Migo scharfzüngig, hätte ihn ja die Partei und nicht das Volk. Jetzt, 70 Jahre später, soll gefeiert werden. Nicht am 1., dafür aber am 3. Mai. In der Gasmaschinenzentrale und nicht im Kulturpalast, denn der verfällt.
Wie es mit dem Kulturhaus weitergeht, weiß heut noch keiner. „Es laufen Gespräche mit der Eigentümerin“ – im Hintergrund, nichts dringt an die Öffentlichkeit. „Schwer vermintes Gebiet“, meint Migo. Den runden „Geburtstag“ des pompösen Baus gebührend zu feiern, kann wohl ohnehin niemand gerecht werden. Trotzdem wird ein kleiner Schatz gehoben und ausgestellt.
Mehrere Ausstellungen am 3. Mai zu sehen
Eine Auswahl von Werken bedeutender Künstler aus der Kunstsammlung der Maxhütte soll am 3. Mai ab 14 Uhr zu sehen sein, darunter „Die Aura der Schmelzer“ von Eberhard Heiland (1988). Außerdem: Eine Ausstellung zu Leben und Werk des Architekten Hanns Hopp, verantwortlicher Architekt Kulturpalast Unterwellenborn, sowie eine weitere Ausstellung – diese über die bedeutendsten Kulturhäuser im ehemaligen „Arbeiter- und Bauernstaat“.
FOTO: 1. Mai 1955: Tag der Eröffnung fürs Volk.
Migo raucht eine Zigarette, Marke f6 [Anm. MiGo zu Mario: es war keine f6, sondern eine andere] , nimmt einen tiefen Zug und sagt „wir wollen an das erinnern, was der Palast mal war, sowohl als kulturelles wie künstlerisches Zentrum der Region. Als Stätte der Unterhaltung und Freizeitgestaltung“, die allen offen gestanden hätte. Mehrere Gäste seien dazu eingeladen worden, unter anderem auch Staatssekretär Tobias J. Knoblich. Migo weiter: „Aber ob auch alle kommen, das wissen wir nicht.“
Edwin und Margret Kratschmer verhelfen der Galerie zu großem Erfolg
Der ehemalige Lesesaal der Kulturhausbibliothek – „ein relativ kleiner Raum“, sei in den 70er-Jahren zur Betriebsgalerie umfunktioniert und rasch zum großen Erfolg geworden. Für den Erfolg verantwortlich: Das Galeristenpaar Edwin und Margret Kratschmer. In der Galerie seien Künstler aus der ganzen DDR ausgestellt worden. Migo drückt die Zigarette in den Aschenbecher und schwärmt von Mattheuer, Tüpke und Sitte. „Wir hatten sie alle gehabt.“
Auf der Seite Edwin Kratschmers (93) steht zu lesen: „Eine wichtige Instanz für das Zustandekommen der Kunstsammlung Maxhütte war die Betriebsgalerie im Kulturpalast Maxhütte Unterwellenborn.“ In der Zeit von 1972 bis 1990 „fanden 120 Ausstellungen mit 7000 Werken von 270 Künstlern statt.“ Einige Teile des Grundstocks der Kunstsammlung würden am 3. Mai in der Gasmaschinenzentrale ausgestellt als eine Art: „Kleine Galerie“.
Dabei werde der Verein „Kulturpalast Unterwellenborn“, von Maren Kratschmer-Kroneck unterstützt, ehemalige Galeristin der Saale-Galerie in Saalfeld und Tochter von Edwin Kratschmer. Überdies verspricht Migo, dass die Ausstellung nicht nur am 3. Mai, sondern wenigstens eine Woche lang zu sehen sein werde.
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