Keiner kommt an „Max“ vorbei

Quelle: Lausitzer Rundschau vom 28.07.1998 Seite 28

Kunstsammlung Unterwellenborn mit begehrtem Bestand an DDR-Kunst
Von ADN-Korrespondentin Uschi Lenk

„Wer immer DDR-Kunst zeigt, kommt an unseren Beständen nicht vorbei.“ Stolz  klingt in der Stimme von Kuratorin Maren Kroneck, wenn sie über die „Kunstsammlung Maxhütte“ berichtet. Denn während der einstige DDR-Stahlriese in Unterwellenborn vor drei Jahren das Zeitliche segnete, blieb den knapp 250 Kunstwerken dieses Schicksal erspart.

Mehr noch: Die Sammlung blieb nachdem Eigentumsfragen geklärt waren als Ganzes erhalten. Neuer Besitzer wurde im Dezember 1995 das Land Thüringen, das die Verwaltung der Sammlung in die Hände der Stahlwerk Thüringen GmbH, einer Tochter der luxemburgischen Arbed-Gruppe und Nachfolgerin der alten Maxhütte, legte.

Seither sind die Gemälde, Grafiken, Aquarelle und Keramiken begehrte Exponate in den verschiedensten Ausstellungen. In Duisburg und Kopenhagen, in Berlin und Bonn wurden Teile des Bestandes unter thematischen Gesichtspunkten präsentiert. In Luxemburg ermöglichte 1996 ein Querschnitt aus dieser Sammlung überhaupt eine erste Begegnung mit DDR-Kunst.

Ein großer Teil der Werke ist ständig zu besichtigen zum einen im Verwaltungsgebäude des Unterwellenborner Stahlwerkes, zum anderen in Einrichtungen der Region.

Der Bestand habe vor allem historischen Wert, da es sich um eine der wenigen geschlossenen Kunstsammlungen eines Großbetriebes der DDR handle, so die Kuratorin. Sie widerspiegele auf nahezu einzigartige Weise die oft idealisierte Darstellung der Arbeitswelt in der Kunst des Landes und dokumentiere vierzig Jahre DDR-Kunstgeschichte. Man werde dem Nachlaß weder mit hämischer Arroganz  noch mit verklärter Ostalgie gerecht.

Der Unterwellenborner Betrieb war zwischen 1946 und 1989 mehrfach Ziel von Künstlern. Zum einen wurden sie von der Partei dorthin delegiert, zum anderen suchten sie sich selbst ihren künstlerischen Gegenstand. Nachweislich 66 Maler und Grafiker arbeiteten dort über die Jahrzehnte hinweg und schufen über 300 Werke über die Hütte, deren Kumpel und das Umfeld.

Als besonders wichtig für den Aufbau der Kunstsammlung erwies sich die Kleine Galerie im Kulturpalast der Maxhütte. Sie wurde 1972 von Margret und Edwin Kratschmer, den Eltern der Kuratorin, begründet und war die erste Betriebsgalerie in der DDR überhaupt.

Das engagierte Paar, das sich damals zudem um die Anfänge des DDR-Poetenwettbewerbs verdient machte, präsentierte in der Galerie bis zur Schließung 1990 rund 7 + 000 Werke von annähernd 270 Künstlern.

Die 1988 ins Haus stehende 100. Schau brachte sie auf die Idee der republikweiten spektakulären Aktion „Max braucht Kunst“. Mehr als 30 Künstler folgten dem Aufruf. Sie brachten der Sammlung mit 120 Gemälden und Grafiken nicht nur einen kräftigen quantitativen, sondern auch einen qualitativen Schub, da vor allem junge Künstlerzum Teil sehr mutige Arbeiten schufen.