DENKMALTAG: Podiumsdiskussionen zum Kulturpalast in Unterwellenborn

Datum: 14.9.2025, 11 Uhr und 16 Uhr

Ort: Gasmaschinenzentrale, Bergweg 1, 07333 Unterwellenborn

Der Eintritt ist gratis.

Der „Tag des Denkmals“ am 14. September steht in der Unterwellenborner Gasmaschinenzentrale ganz im Zeichen des Kulturpalastes. So wird am Vormittag unter anderem der langjährige „KuPa-Manager“ Michael Goschütz einen „typischen Tag“ im Palast vorstellen.

Ab 11 Uhr findet eine Podiumsdiskussion über die internationale Bedeutung des
Kulturpalastes Unterwellenborn in der Fachwelt statt, denn der Kulturpalast ist Titelbild und Inhalt vieler Fachbücher und auch gedanklich bei vielen Experten präsent.

Pierre Wilhelm ist Geisteswissenschaftler und Projektkoordinator der Zukunftswerkstatt der
Thüringer Staatskanzlei zum Kulturpalast, Co-Kurator der Ausstellung „Das Kulturwunder“, Verfasser der aktuellen Nutzungskonzeption und Co-Autor des Buches „Max braucht Gesellschaft“. Für das „Netzwerk für Bildung & Begegnungsorte“ hat er die Konzeption mit Wissenschaftlern und Institutionen erarbeitet und ist dessen Koordinator. Er moderiert die Expertenrunde und diskutiert mit:

Prof. Dr. Simone Hain, Berlin (Architekturhistorikerin, Co-Kuratorin “Zwei deutsche Architekturen 1949 – 1989“, Co-Autorin „Die Salons der Sozialisten“, Mitbegründerin der wissenschaftlichen Sammlungen zur DDR-Architekturgeschichte am Leibniz-Institut für raumbezogene Sozialforschung Erkner, em. Lehrstuhlinhaberin der TU Graz und zuvor der Bauhaus-Universität Weimar)

Die Ausstellung „Zwei deutsche Architekturen 1949 – 1989“ gilt als die umfangreichste in der über 100jährigen Geschichte des Instituts für Auslandbeziehungen. Der Kulturpalast Unterwellenborn ist als Vertreter der Bauaufgabe Kulturhaus zentral präsent. Nach ihrer Premiere in Hamburg und Leipzig wurde die Ausstellung weltweit in 26 Städten erfolgreich eingesetzt – u.a. in Istanbul, Athen, Kopenhagen, Málaga, Canberra, Singapur, Bandung, Shanghai, Peking und Buenos Aires. Frau Hain hat die Ausstellung auf vielen Stationen selbst begleitet.

Bereits in ihrem Buch „Die Salons der Sozialisten“ hat Frau Hain auf die besondere Bedeutung
des Kulturpalastes Unterwellenborn hingewiesen. Für die Revitalisierung des Kulturpalastes Unterwellenborn hat Frau Hain ein architekturhistorisches Gutachten beigetragen.

Dr. Michael Grass, Erfurt (Kunstgeschichte und Philosophie, Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Forschung, Lehre und Promotion in Großbritannien, Botschafter des „Netzwerk für Bildung & Begegnungsorte“)

Herr Grass hat in der wissenschaftlichen und praktischen Denkmalpflege umfangreiche Erfahrungen in Deutschland und Großbritannien gesammelt und darüber promoviert. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland bringt er sich in die praktische Denkmalpflege in Thüringen beim zuständigen Landesamt ein.

Den Kulturpalast Unterwellenborn verbindet die Tradition der Arbeiterbildung mit den mechanic institutes, die in Großbritannien bereits in der Frühphase der Industrialisierung ab den 1820er Jahren entstanden sind. Zu Beginn der Diskussion wird Herr Grass einen Impulsvortrag über die Geschichte der „mechanic institutes“ halten.

Dipl.-Ing. Achim Sell, Berlin (langjähriger Inhaber der Firma Gerling + Arendt Planungsgesellschaft mbH, Technischer Berater der Staatsoper Unter den Linden, Berlin, Technischer Berater bei der Deutschen Theatertechnischen Gesellschaft)

Die Firma Gerling + Arendt Planungsgesellschaft mbH war in Westeuropa maßgeblich am Wiederaufbau der technischen Anlagen in Veranstaltungshäusern beteiligt. Der erste prominente Neubauauftrag war die bühnentechnische Konzeption für die weltberühmte Oper in Sydney. Es folgten das Metropolitan Theatre New York, die Oper Bastille in Paris … kein Kontinent ist ohne Neubau- oder Sanierungsprojekte namhafter Veranstaltungshäuser durch Gerling + Arendt geblieben. Zur Jahrtausendwende übernahm Herr Sell als langjähriger Mitarbeiter die Inhaberschaft und Geschäftsführung der Firma.

Nach der Auflösung der Firma berät Herr Sell weiterhin große Veranstaltungshäuser, Kommunen und die Deutsche Theatertechnische Gesellschaft bei Sanierungsfragen und den technischen Betrieb, wie die Staatsoper „Unter den Linden“ in Berlin nach deren umfassenden Sanierung. Aktuell berät Herr Sell die Stadt Stuttgart bei der milliardenschweren Sanierung ihrer Staatsoper.

Herr Sell hat den Kulturpalast Unterwellenborn 2019 vor Ort begutachtet, bevor der Verein Kulturpalast Unterwellenborn e.V. das Haus verlassen musste. Seine Eindrücke wird er in die Diskussion einbringen.

Dipl.-Ing. Thomas Zill, Weimar (Architekt, Teamleiter Regionalentwicklung bei der LEG
Thüringen, Neffe des Kulturpalast-Architekten Josef Kaiser, Gründungsmitglied des Kulturpalast Unterwellenborn e.V., Co-Autor des Buches „Max braucht Gesellschaft“, Botschafter bei „Netzwerk für Bildung & Begegnungsorte“)

Herr Zill begleitet die Entwicklung Thüringens seit seinem Architektur-Studium in Weimar intensiv. An der Bauhaus-Universität arbeitete er als Dozent am Lehrstuhl für Bauformenlehre. Sein ehemaliger Lehrstuhl erarbeitete 2021 im Rahmen des Projektes „UNTER.Wellen.Born to?“ mit Masterstudierenden Entwürfe für die zukünftige Gestaltung in Unterwellenborn. Herr Zill hat durch seine langjährige Arbeit bei der LEG Thüringen internationale Erfahrungen gesammelt, wie die Regionalentwicklung im ländlichen Raum positiv in die Zukunft wirken kann. 2012 hat Herr Zill für die Gemeinde nterwellenborn ein erstes Nutzungskonzept für den Kulturpalast entwickelt. Als Mitglied des Verein Kulturpalast Unterwellenborn e.V. ist ihm der Perspektivwechsel zwischen fachlichen Erwägungen und ehrenamtlichem Engagement bestens vertraut.

Herr Zill ist Mitinitiator des „Netzwerk für Bildung & Begegnungsorte“, das 2024 unter anderem zur Unterstützung der Entwicklung des Kulturpalastes Unterwellenborn auf Schloss Burg Namedy am Rhein gegründet wurde. Das Netzwerk will nach dem Vorbild von Ernst Abbe die Entwicklung von öffentlichen Begegnungsorten stärken. Sie sollen Orte des Austauschs zwischen Generationen, Lebenswelten und Regionen sowie der Geselligkeit und Kultur sein.

Das Netzwerk hat Botschafterinnen und Botschafter in ganz Deutschland und der Schweiz.

Weitere Informationen: www.netzwerk-bildung-begegnung.de

Am Nachmittag um 16 Uhr folgt dann eine Podiumsdiskussion zur Bedeutung des Kulturpalastes im Herzen der Menschen der Region.

Hier erzählen:

Mario Müller, Berlin, ist in Unterwellenborn aufgewachsen, 1987 im Kulturpalast eingeschult worden und hat durch Bibliotheks-, Kino- und Faschingsbesuche den Kulturpalast in seiner ursprünglichen Nutzung erlebt.

Andrea Wende, Unterwellenborn, kennt den Kulturpalast Unterwellenborn aus seiner Nutzung, die fachliche Perspektive als Kulturwissenschaftlerin, den leidvollen Weg der Entwicklung als langjährige Bürgermeisterin der Gemeinde Unterwellenborn und die deutschlandweite Bedeutung als Mitinitiatorin des „Netzwerk für Bildung & Begegnungsorte“.

Michael „Migo“ Goschütz, Unterwellenborn, ehemaliger Mitarbeiter der Maxhütte, Leiter und Gründer des Singeklubs der Maxhütte, Leiter der Zirkel im Kulturpalast, 1984 Verweis durch die SED-Kreisleitung aus dem Kulturpalast und Abordnung in die Produktion. Seit der Wende Chronist der Maxhütte und des Lebens im Kulturpalastes. Gegenwärtig digitalisiert er das Archiv. Herr Goschütz ist Co-Autor der Bücher „Max braucht Gesellschaft“ und „Das Phänomen Tanz – Amateurbühnentanz im Maxhüttenensemble“.

Heidrun Schiller, Pößneck, ist aufgewachsen in einem kirchlichen Elternhaus und stand mit der DDR-Führung eher in Opposition. Die Tochter trainierte im Tanzzirkel des Kulturpalastes. 2017 und 2018 hat Frau Schiller zwei umfangreiche Friedenskonzerte mit vielen Künstlergruppen aus der Region im Kulturpalast organisiert und geleitet. Frau Schiller ist Botschafterin des „Netzwerk für Bildung & Begegnungsorte“.

Andreas Tischner, Berlin, ist in Unterwellenborn aufgewachsen und war viele Jahre im Tanzzirkel des Maxhüttenensemble am Kulturpalast Unterwellenborn. Obwohl er schon lange in Berlin lebt, ist er weiter dem Kulturpalast und Unterwellenborn verbunden. Herr Tischner ist ein Kenner der ostdeutschen Kulturszene und Co-Autor des Buches „Das Phänomen Tanz – Amateurbühnentanz im Maxhüttenensemble“.

Sascha Goschütz, Unterwellenborn, hat die Begeisterung für gesellschaftliches Engagement, den Kulturpalast und die Maxhütte bzw. das Stahlwerk vom Vater „geerbt“. Er ist Vorsitzender des Fördervereins der Regelschule Unterwellenborn, Mitglied im Verein Kulturpalast Unterwellenborn und hat im Mai bei seinem Vortrag der vom Vater geschriebenen Festrede zum 70. Geburtstag des Kulturpalastes große Begeisterung entfacht.