Jubiläum
Maxhütten-Kulturpalast: Eine Geburtstagsfeier, zu der es eigentlich keinen Grund zum Feiern gab
Quelle: OTZ, 4.5.2025
Von Henry Bechtoldt
Saalfeld-Rudolstadt. 70 Jahre Kulturpalast Unterwellenborn – eine Festveranstaltung zwischen vager Hoffnung und vielen Erinnerungen
Nein, die Sonne lacht nicht wirklich, wie es sich eigentlich zu einer Geburtstagsfeier gebührt – schade, wurde doch in 35 Jahren, der Hälfte des Lebens des Geburtstagskindes, dem Maxhütten-Kulturhaus, hier so vieles geschaffen – sogar prägende Kunst entstand. Der Kulturpalast, seit den 1950er Jahren Stolz der Stahlwerker, ein Freizeit- und Kulturzentrum gleichermaßen, wurde eins der vielen Opfer der Wende … privatisiert, sieht er nun, vom beginnenden Verfall gekennzeichnet, einer ungewissen Zukunft entgegen.
Staatssekretär: „Wir müssen ihn zurückgewinnen“
Dem möchte sich der Verein „Kulturpalast Unterwellenborn e.V.“, der sein Domizil bezeichnenderweise nicht im Kulturpalast, sondern in der Gasmaschinenzentrale hat, entgegenstemmen und kann dazu auch auf das Interesse der Politik zählen. Diese war u.a. mit dem Staatssekretär Dr. Tobias J. Knoblich von der Thüringer Staatskanzlei und dem Landtagsabgeordneten Maik Kowalleck (CDU) während der Feierstunde vertreten.
FOTO: Staatssekretär Dr. Tobias J. Knoblich macht in seinem Grußwort etwas Hoffnung
Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung von der Musikschule Fröhlich, während der Vorsitzende des einladenden Kulturpalastvereins Hartwig Bärnt die Gäste begrüßte und durch das Programm führte. In seinen Grußworten vergleicht der Staatssekretär den dem Verfall preisgegebenen Kulturpalast mit einem in der Landschaft stehenden „Dinosaurier, dessen Lebensumstände sich verändert haben und der vor sich hin rottet“ und betont: „Das kann nicht das Ziel sein.“ Zum Abschluss bringt Dr. Tobias J. Knoblich unter dem Beifall der Anwesenden noch mal klar zum Ausdruck: „Nicht vielleicht, wir müssen ihn (den Kulturpalast d. A.) zurückgewinnen!“
Die Festrede zum Jubiläum hielt Sascha Goschütz in Vertretung seines Vaters Michael Goschütz, dem dies aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich war. Seinen emotionalen Rückblick begann Goschütz mit einem Gedicht von Kurt Barthel, dem geneigten DDR-Bürger besser als „Kuba“ bekannt. Er schrieb diese Zeilen, als er in der Kulturabteilung der Maxhütte arbeitete.
Der Redner nahm die Festgäste auf eine Zeitreise durch 70 Jahre Maxhütte und natürlich Kulturpalast mit. Sein Vater konnte als Vierjähriger dabei sein, als das Haus am 1. Mai 1955 eröffnete … später war der Senior für sieben Jahre als Jugendklubleiter und Verantwortlicher für die Zirkelarbeit im Kulturpalast tätig.
FOTO: Klaus Hollmann neben dem Bild „Aura der Schmelzer“ von 1988, gemalt von Eberhardt Heiland. Hollmann gehörte damals der dargestellten Brigade an, ist aber nicht mit auf dem Bild.
Vor dem geistigen Auge der Zuhörer wurde die Geschichte des Maxhütten-Kulturhauses bis zum Niedergang und den aktuellen Hoffnungen und Träumen lebendig. Poetisch wie am Anfang endete die Laudatio mit einem Liedtext von den Rolling Stones aus dem Song „Ruby Tuesday“: „Halte deine Träume fest, ehe sie dir davonfliegen …“. Goschütz schließt mit dem Satz: „Deshalb wollen wir diese Träume auch nicht verlieren und mit unserem Verstand etwas für ein neues Leben dieses großartigen, heute 70-jährigen, Hauses tun.“
Nach Grußworten vom Projektentwickler Pierre Wilhelm eröffnete Dr. Maren Kroneck die „Kleine Galerie“ mit Werken bedeutender Künstler aus der Kunstsammlung der Maxhütte. Ein anschließender Rundgang führte durch die Ausstellungen zu Leben und Werk des Architekten Hanns Hopp und über die bedeutendsten Kulturhäuser der DDR.
© OTZ Saalfeld und Rudolstadt 2025 – Alle Rechte vorbehalten.